Legasthenie im Schul- und Betreuungsalltag

Was Lehrer und Erzieher wissen sollten

6/1/20252 min read

Kinder mit Legasthenie fallen oft auf – sei es durch langsames Lesen, viele Fehler beim Schreiben oder durch Frust bei den Hausaufgaben. Häufig wirken sie unkonzentriert, abgelenkt oder sogar verweigernd. Doch der Schein trügt: Hinter diesen Reaktionen steckt kein Mangel an Intelligenz und auch keine Faulheit. Vielmehr erleben diese Kinder täglich eine enorme Anstrengung – und das oft schon bei den einfachsten schriftlichen Aufgaben.

Legasthenie ist keine Krankheit, sondern eine besondere Art zu lernen.

Das Gehirn eines legasthenen Kindes verarbeitet Sprache anders. Buchstaben, Laute und Wörter werden nicht so automatisch verknüpft wie bei anderen Kindern. Das Lesen und Schreiben ist dadurch kein selbstverständlicher Prozess, sondern bleibt über Jahre hinweg ein Kraftakt. Besonders im schulischen Alltag oder in der Hausaufgabenbetreuung kann das zu Unsicherheit, Rückzug oder auch Wut führen.

Was kann ich als Lehrer oder Erzieher tun?

Auch wenn die Rahmenbedingungen im Alltag oft wenig Spielraum lassen, gibt es Möglichkeiten, Kinder mit Legasthenie gezielt zu entlasten und zu stärken:

  • Geduld zeigen: Wiederholtes Nachfragen oder langsames Lesen sind kein Zeichen von Desinteresse – sie zeigen, dass das Kind sich Mühe gibt.

  • Fehler nicht überbewerten: Rechtschreibfehler sind bei legasthenen Kindern keine Schlampigkeit, sondern Teil des Störungsbildes. Korrigieren Sie mit Fingerspitzengefühl.

  • Positive Rückmeldung geben: Ein lobendes Wort für das Durchhalten oder eine gute Idee stärkt das Selbstwertgefühl mehr als man denkt.

  • Struktur und Orientierung: Klare, überschaubare Aufgabenstellungen helfen dem Kind, sich besser zu organisieren.

  • Misserfolge vermeiden: Lieber eine Aufgabe gemeinsam zu Ende bringen als das Kind immer wieder allein „scheitern“ zu lassen.

Und ganz wichtig: Legasthenie ist nicht gleich Legasthenie.

Jedes Kind bringt seine eigene Geschichte, sein eigenes Tempo und seinen eigenen Lernweg mit. Wer sich mit dem Thema intensiver beschäftigt, kann oft schon mit kleinen Veränderungen im Umgang viel bewirken – für das Kind, aber auch für das eigene pädagogische Gefühl, richtig zu handeln.

Wie geht es weiter?

Als Trainerin für legasthene Kinder unterstütze ich nicht nur die Kinder selbst, sondern auch Familien und pädagogische Fachkräfte. Gern stehe ich für Gespräche oder kurze Schulungen zur Verfügung – denn gemeinsam erreichen wir mehr.