Nicht warten bis zur dritten Klasse

Warum frühes Handeln bei LRS oder Legasthenie entscheidend ist

7/2/20252 min read

white concrete building during daytime
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Immer wieder höre ich von Eltern: „Wir sollen erst mal abwarten – ab der dritten Klasse kann man dann genauer sagen, ob es wirklich Legasthenie ist.“
Dieser Ratschlag begegnet vielen Familien, deren Kinder schon in der ersten oder zweiten Klasse Schwierigkeiten beim Lesen oder Schreiben zeigen. Doch Abwarten ist in diesem Fall selten hilfreich – im Gegenteil: Es kann dazu führen, dass ein Kind über Jahre hinweg unnötig unter Druck gerät, Selbstvertrauen verliert und den Anschluss verpasst.

Früh erkennen – früh entlasten

Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten beginnen nicht erst in der dritten Klasse. Viele Kinder zeigen schon im ersten Schuljahr deutliche Anzeichen:

  • Sie vertauschen Buchstaben oder lassen sie aus

  • Das Erlesen von Wörtern dauert auffallend lange

  • Gelesenes kann kaum oder gar nicht verstanden werden

  • Schreibübungen sind mit Frust verbunden und werden vermieden

Das sind keine „normalen Startschwierigkeiten“, die sich einfach auswachsen – gerade wenn mehrere dieser Punkte über längere Zeit auftreten, ist genaues Hinsehen gefragt.

Abwarten bedeutet: das Kind wartet mit

Während Erwachsene noch auf „Klarheit“ warten, erlebt das Kind tagtäglich, dass es mehr Mühe hat als andere. Es spürt sehr wohl, dass Lesen und Schreiben für die Mitschüler*innen leichter sind – und zieht daraus eigene Schlüsse: „Ich bin halt nicht so schlau.“ oder „Ich kann das einfach nicht.“

Diese frühen negativen Erfahrungen prägen. Und je länger ein Kind unter seinen Schwierigkeiten leidet, desto größer werden die Folgen:
✔️ Lernfrust
✔️ Schulangst
✔️ Vermeidungsverhalten
✔️ Geringes Selbstwertgefühl

Frühförderung wirkt

Das Gute ist: Je früher ein Kind gezielte Unterstützung erhält, desto besser kann es kompensieren, lernen und Vertrauen in seine Fähigkeiten entwickeln.
Gerade im Anfangsunterricht sind die Grundlagen noch frisch – es ist viel einfacher, hier gezielt zu unterstützen, als später verfestigte Fehlstrategien aufzubrechen.

Außerdem: Eine gezielte Förderung bei LRS oder Legasthenie bedeutet nicht, das Kind in eine „Schublade“ zu stecken. Es bedeutet, ihm das zu geben, was es in seiner individuellen Entwicklung gerade braucht.

Fazit

Warten bringt keine Klarheit – sondern Zeitverlust.
Wenn Sie als Eltern merken, dass Ihr Kind beim Lesen und Schreiben deutlich mehr kämpft als andere, holen Sie sich frühzeitig Rat und Unterstützung. Ein professioneller Blick kann helfen, Unsicherheiten aufzulösen und dem Kind genau das zu geben, was es jetzt braucht.

Denn jedes Kind hat das Recht, erfolgreich lernen zu dürfen – und zwar von Anfang an.